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  • Bericht zur Bürgerschaft, 15.10.2025

    Bericht zur Bürgerschaft, 15.10.2025

    Ohne Oberbürgermeisterin und Umweltsenatorin startete die Rostocker Bürgerschaft in ihre Herbstsitzung. Schniefend und Hustend kam das Gremium zusammen und kämpfte sich durch die Tagesordnung. Die Fast-Genesenen hofften auf Gesundung, die Gesunden hofften auf weitere Gesundheit.

    Die Tagesordnung richtete den Blick diesmal auf E-Scooter, Parkplätze und den Hochwasserschutz. Los ging es im Rahmen der Einwohnerfragestunde aber mit einer Diskussion über die Fortführung der Ortsbeiratsbudgets. Diese sind eine freiwillige Leistung der Hansestadt Rostock und laufen bei klammen Kassen durchaus Gefahr, einer Kürzung oder Streichung anheim zu fallen. Wir machten hier sehr klar: Die Ortsbeiratsbudgets leisten einen wichtigen Beitrag in den Stadtteilen, da sie sehr unkompliziert und niedrigschwellig verteilt werden können. Glücklicherweise sind die OBR-Budgets im Haushaltsplanentwurf 2026 weitergeführt. Solange eine Haushaltssperre die Ausschüttung nicht verhindert, wird das bewährte Konzept somit bleiben.

    Gleich als Erstes befassten wir uns im Bereich der Anträge mit einer Steuerung der E-Scooter-Angebote. Ein Thema, das seit der Einführung immer wieder diskutiert wurde: De facto war niemand zufrieden mit der Lage und viele suchten nach Lösungen. Zwischen einem generellen Verbot, Geo-Fencing oder besonderen Regeln pro Stadtteil erstreckte sich hier die Debatte. Was lange fehlte, war ein verbindlicher Rahmen, der Einzelmaßnahmen bündelt. Von Seiten der CDU kam ein Ergänzungsvorschlag, bei der Einrichtung der Abstellflächen einen besonderen Fokus auf die Menschen mit Sehbehinderung zu legen. Für die SPD-Fraktion machte Steffi Manske klar: „E-Scooter haben sich im Stadtbild etabliert, dass müssen wir akzeptieren. Viele Menschen haben sich daran gewöhnt, die Scooter für ihre persönliche Mobilität zu nutzen. Wir werden jedoch nicht akzeptieren, dass Regelungslücken die negativen Aspekte in den Vordergrund stellen. Vor allem die Sorgen von Menschen mit Behinderung sollten mehr Beachtung finden!“ Dies wird durch den gemeinsamen Antrag auf den Weg gebracht. Der Antrag wurde mit einer breiten Mehrheit der Bürgerschaft angenommen.

    Eine Bürgerschaftssitzung verlöre ihren Charakter, wenn wir nicht mindestens einmal über Parkplätze in der Innenstadt sprechen würden. Wiedermal war es die FDP, die perfide Verschwörungen (Zitat) in der Verwaltung witterte, über Bewohnerparken die Menschen in der Steintor-Vorstadt zu gängeln. Von Sitzung zu Sitzung wird die Wortwahl immer schriller, was leider nicht dem Thema angemessen ist. In der Tat ist es so, dass die Umsetzung vieler Konzepte zur Mobilität noch immer auf sich warten lassen. Immerhin mahnen wir seit Jahren die Realisierung des P&R-Konzeptes an. Die Verzögerung wirkt bis in die Innenstadt, da der Ausweichverkehr nicht gesteuert wird. Sehr dankbar waren wir für Hinweise des Senators, dass die Steintor-Vorstadt leider über sehr wenige Freiflächen verfügt, für die es dann auch immer konkurrierende Nutzungsideen gibt. Die Stadt bemüht sich den Parkdruck abzufangen, unter anderem durch die Planungen großer Parkhäuser am Hauptbahnhof Süd. Carmen Botezatu brachte es hier auf den Punkt: „Die FDP möchte etwas retten, was illegal ist und Probleme im Quartier ausweitet – Auf dem Rücken der Anwohner, der Kinder, der Senioren und Geheingeschränkten“. Treffend schloss unser Fraktionsvorsitzender die Diskussion ab: „Die FDP hat hier einen Antrag für einen Stadtteil vorgelegt, der vom Ortsbeirat dieses Stadtteils deutlich abgelehnt wurde. Der Versuch, hier eine bürgernahe Lösung zu inszenieren, geht somit deutlich am Votum der Bürger vorbei!“. Schlussendlich wurde der Antrag abgelehnt. Wir „freuen“ uns auf die Wiederauflage in der nächsten Bürgerschaftssitzung.

    Nachdem es zuvor mehrfach vertagt wurde, kam heute die Forderung auf den Tisch, den Stadtelternrat in den kommunalen Präventionsrat als stimmberechtigtes Mitglied einzubinden. Sandra Wandt aus unserer Fraktion erklärte das Potential des Antrags: Seit Jahren arbeitet die Stadt daran, Präventionsprogramme miteinander zu vernetzen. Fakt ist, dass Eltern die primäre Rolle beim Schutz der Kinder zu kommt. Daher ist eine Einbindung des Elternrates der richtige Weg, hier flache Hierarchien und Kommunikation zu schaffen. Gleichwohl gilt es die Erwartungen etwas abzuschichten: Der kommunale Präventionsrat ist ein Netzwerk, welches im Zuge des Verwaltungshandelns informiert wird. Er ist nicht die Hauptplattform der Willensbildung. Gemeinsam mit einer großen Mehrheit der Rostocker Bürgerschaft stimmten wir dem Antrag zu.

    „Wir stochern im Nebel“. Damit begann die FDP einen weiteren Vorstoß in Sachen Stadtpolitik. Diesmal ging es um den Hochwasserschutz im Rostocker Stadthafen. Stein des Anstoßes sei hier, dass die Rostocker Bürgerschaft laufende Planungsprozesse und Abstimmungen mit dem Land nicht offengelegt bekäme oder per Beschluss Selbige beauftragt hätte. Dieser Vorstoß ist bemerkenswert. Denn eigentlich beginnt Verwaltungshandeln nicht immer nur dann zu Arbeiten, wenn die Bürgerschaft die Stadtverwaltung dazu auffordert. Natürlich ist dies nach Anträgen auch immer der Fall, aber bei vielen anderen Themen agiert die Verwaltung selbstständig und legt erst das Ergebnis der Bürgerschaft als Beschlussvorlage vor. Das wird auch hier der Fall sein. Dass in der medialen Berichterstattung bereits phantasievolle Bilder veröffentlicht wurden, die ein Vorgreifen der Ergebnisse suggerieren, ist natürlich nicht sehr hilfreich. Für SPD-Fraktion sprach Kira Ludwig: „Hochwasser sind schon jetzt die häufigsten Katastrophen, die deutsche Städte heimsuchen. Hier besteht Handlungsdruck, da sind wir uns einig. Allerdings darf hier nicht Alarmismus verbreitet werden“. Leider konnte dies hier nicht vermieden werden. Da wir bei einem solch wichtigen Antrag die Schaffung von Transparenz höher bewerten als das benannte Framing stimmten wir trotzdem dem Antrag zu.

    Als finalen Antrag des Abends forderten wir gemeinsam mit den Grünen und den Linken ein, dass die anfangs diskutierte Umsetzung der Ortsbeirats-Budgets nicht durch die Haushaltssperre blockiert werden. Dies ist aktuell leider vermehrt der Fall. Da es sich um eine freiwillige Aufgabe handelt, muss die Stadtverwaltung die Gelder zurückhalten. Nur wenn die Ausgaben als Unaufschiebbar erklärt werden, können sie freigegeben werden. Die Verwaltung verwies darauf, dass sie die aktuelle Fassung des Antrages per Widerspruch Abwehren müsste. Um dennoch das Tor für eine Lösung offen zu halten, wandelten wir den Antrag in einen Prüfauftrag ab und baten um Ermöglichung der Mittel. Der Senator erklärte sehr deutlich das Dilemma des städtischen Haushaltes: „Wir befinden uns im freien Fall. Dennoch ist es wichtig, gerade in diesen Zeiten den Menschen eine niedrigschwellige Hilfe im Stadtteil zu erhalten. Klug eingesetzte Ortsbeiratsbudgets haben einen unschätzbaren Wert, die sozialen Auswirkungen der Sparkurse abzufedern“. Nachdem sogar demokratische Fraktionen für unseren Antrag sprachen, die sonst nicht so häufig unserer Meinung sind, fanden der Änderungsantrag eine breite Mehrheit in der Rostocker Bürgerschaft.

    Nach der obligatorischen Pause stimmten wir über einige Beschlussvorlagen ab. Unter anderem wurde der Rahmenplan Südstadt angenommen, der einen sehr intensiven Beteiligungsprozess zu Ende führt: Etwa ein dutzend Veranstaltungen mit hunderten Teilnehmenden hatten die Frage zum Thema, wie wir künftig in unseren Stadtteilen leben wollen. Fragen der Klimaneutralität und der Mobilität wurden dabei ebenso diskutiert, wie Begegnungsräume im Stadtteil. Da im Zuge des Prozesses die unterschiedlichsten Erwartungshaltungen ausgeglichen und die Fragen vieler Menschen beantwortet werden konnten, ist die Entwicklung des Rahmenplan beispielhaft für die Bürgerbeteiligung in der Hansestadt Rostock.

    Gegen 19.00 Uhr war Feierabend. Die Bürgerschaft kommt wieder am 19.11.2025 zusammen. Ich wünsche schöne Herbstferien.


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  • Ortsbeiratsbericht vom 02.10.2025

    Ortsbeiratsbericht vom 02.10.2025

    Schrödingers Baugebiet – es ist wieder da

    In der Ortsbeiratssitzung vom 02. Oktober hatten wir mit dem Rahmenplan Südstadt ein sehr umfangreiches Thema auf der Tagesordnung. Doch zuerst haben wir uns anderen Themen widmen müssen.

    Die AfD hat in 10 verschiedenen Ortsbeiräten bzw. in den Stadtteilen Südstadt, Dierkow, Evershagen, Schmarl, Toitenwinkel und noch ein paar anderen den gleichen Antrag eingebracht. Dieser forderte die Oberbürgermeisterin dazu auf, die Versorgung mit Abfallbehältern in den gegebenen Stadtteilen zu überprüfen und einen Maßnahmenkatalog inklusive Kostenschätzung zur Verbesserung der Müllentsorgung vorzulegen. Allerdings ist dieser Antrag vollkommen überflüssig, denn für Anfang 2026 ist sowieso schon eine Überprüfung der Mülleimerbewirtschaftung im gesamten Stadtgebiet durch die Verwaltung vorgesehen. Zudem werden bei allen Hinweisen seitens der Bürgerinnen und Bürger auf Probleme dieser Art bereits jetzt Maßnahmen getroffen – seien es die Erhöhung der Leerungshäufigkeit oder das Aufstellen neuer Mülleimer. Mit 2.200 Mülleimern in ganz Rostock ist die Hansestadt zudem im bundesweiten Städtevergleich tatsächlich sehr gut aufgestellt. Wäre der Antrag nicht auf Wunsch der AfD-Vertreter zurückgestellt worden, um einige interne Dinge zum Antrag zu klären, wäre dieser vom OBR aus den genannten Gründen abgelehnt worden.

    Außerdem wurde uns eine Informationsvorlage zum Neubau des 18-geschossigen Hochhauses mit einer Alu-Glas-Fassade, Grünflächen und Photovoltaikelementen am Kesselborn vorgelegt. Dieses soll Platz für Büroflächen bieten, aber auch für Hotellerie, Gastronomie sowie Versammlungsräume.

    Und nun zum eigentlichen Hauptthema der OBR-Sitzung:

    Der Rahmenplan Südstadt wurde im Rahmen mehrerer „Studio Südstadt“-Formate unter umfassender Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entwickelt. Zentrales Leitmotiv des Planungsprozesses und des entstandenen Plans ist das Motto „Südstadt bleibt Südstadt“ – die Bewahrung des besonderen Charakters des Stadtteils bei gleichzeitiger behutsamer Weiterentwicklung.

    Der Rahmenplan versteht sich als leitender Rahmen, an dem sich künftige Bau- und Gestaltungsmaßnahmen orientieren sollen. Er bildet somit die Grundlage dafür, dass sich die Südstadt im Sinne ihrer Bewohnerinnen und Bewohner weiterentwickelt, ohne ihren gewachsenen Charakter zu verlieren. Der Rahmenplan konzentriert sich auf drei zentrale Themenbereiche: Verkehr, Freiraum und Städtebau.

    Im Bereich Verkehr steht im Vordergrund, dass sich das Parkraumangebot nicht verschlechtern soll. Geplant wären Quartiersgaragen, um den ruhenden Verkehr zu bündeln und die Straßenräume zu entlasten. Gleichzeitig sollen Straßen neugestaltet und teilweise verkehrsberuhigt werden. Eine Begrünung der Seitenränder durch Baumalleen trägt zu einem angenehmeren Stadtklima und mehr Aufenthaltsqualität bei. Darüber hinaus ist der Ausbau von Mobilpunkten für Car-Sharing, Lastenradverleih und ähnliche Angebote vorgesehen. Ergänzend sollen multifunktionale Fahrradboxen in den Höfen der Südstadt, die nicht nur eine sichere Unterbringung von Fahrrädern ermöglichen, sondern auch zusätzlichen Stauraum für Gartengeräte oder einen Grill bieten, einen Mehrwert schaffen.

    Der Bereich Städtebau legt den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung des Bestands. Statt großflächiger Neubauten wird auf maßvolle Eingriffe gesetzt, etwa durch Aufstockungen oder Verbreiterungen bestehender Gebäude oder Ersatzneubauten an gleicher Stelle. Ergänzend können kleine Punkthäuser entstehen, die Sichtachsen und bestehende Wege respektieren, sodass die Grünflächen zwischen den Häuserzeilen erhalten bleiben. Maß und Mitte sind als prägende Prinzipien des Neubaus vorgesehen, um die gewachsene Struktur des Quartiers zu bewahren.

    Im Themenfeld Freiraum steht die Aufwertung und Weiterentwicklung der Grünflächen im Mittelpunkt. Dabei sind wasserspeichernde Flächen vorgesehen, die sowohl ökologischen als auch gestalterischen Mehrwert bieten. Zudem sind qualitativ hochwertige Spielplätze im Rahmenplan vorgesehen, die als attraktive Treffpunkte für Kinder und Familien dienen und die Aufenthaltsqualität im Quartier weiter steigern könnten.

    In der anschließenden Diskussion stand vor allem ein Thema im Mittelpunkt – Schrödingers Baugebiet ist zurück (siehe Sitzung des OBR im Juni). Die Anwohnerinnen und Anwohner hatten im Rahmenplan entdeckt, dass die betreffende Fläche als „Gebäude in Planung / Gebäude im Bau“ ausgewiesen ist, und brachten daraufhin ihre bereits im Juni geäußerten Bedenken erneut vor. Neu hinzu kam diesmal, dass sie sich im Rahmen eines Studio Südstadt ausdrücklich den Erhalt dieser Grünfläche gewünscht hatten und sich nun überrumpelt fühlten. Das Grundproblem blieb jedoch unverändert: Dem OBR liegt nach wie vor kein Bauantrag für das Gebiet vor. Im Verlauf der Diskussion wurde der OBR schließlich aufgefordert, den Rahmenplan abzulehnen. Dabei stellte sich allerdings das Dilemma, dass die Fläche im Flächennutzungsplan ohnehin als Baufläche ausgewiesen ist. Eine Ablehnung hätte also zur Folge, dass der künftige Bauherr frei bauen könnte, während eine Annahme des Plans sicherstellt, dass sich ein späteres Bauvorhaben an den im Rahmenplan festgelegten Maßstäben orientieren muss. Nach einer intensiven und teils hitzigen Diskussion hat der OBR den Rahmenplan schließlich EINSTIMMIG angenommen. Dies hat auch den Vorteil, dass für die weitere Entwicklung ein zusätzlicher Beteiligungsprozess mit den Anwohnerinnen und Anwohnern der Ernst-Haeckel-Straße vorgesehen ist.

  • Es ist Zeit, dass wir unsere Infrastruktur schützen!

    Es ist Zeit, dass wir unsere Infrastruktur schützen!

    Nicht nur über Dänemark, Schweden und Norwegen, sondern auch über Norddeutschland kommt es derzeit zu vermehrten Drohnensichtungen. Insbesondere kritische Infrastruktur wird von Drohnen überflogen und vermessen. „Wasser- und Stromversorgung, der Hafen und die Kliniken aber auch Fernwärmeleitungen zählen zur kritischen Infrastruktur. Diese gilt es aus unserer Sicht zu schützen – insbesondere in diesen Zeiten, wo durch Drohnen nicht nur Vermessungen vorgenommen werden, sondern im Zweifel auch erheblicher Schafen erzeugt werden kann. Die derzeitigen Anstrengungen von Seiten des Bundes, die Infrastruktur zu schützen, ist zu begrüßen, entlässt uns als Stadt aber nicht aus der Pflicht. Stadtverwaltung und die städtischen Unternehmen sind aufgerufen, gemeinsam Konzepte zu erarbeiten, um unsere kommunale kritische Infrastruktur vor Drohnen zu schützen. Vorsorge ist da Gebot der Stunde. Wir können wir nicht warten, bis uns jemand anderes sagt, wie wir uns schützen müssen!

  • Bericht zur Bürgerschaft, 17.09.2025

    Bericht zur Bürgerschaft, 17.09.2025

    Kennt ihr das? Manchmal fragt man sich, warum man überhaupt hin geht und dann wird es doch ganz gut: Eigentlich drohte die Sitzung der Rostocker Bürgerschaft sehr kurz zu werden. Denn viele Themen wurden schon vor der Sitzung zurückgestellt oder zu Beginn der Sitzung vertagt. Nicht einmal Wahlen in Gremien gab es durchzuführen. All das stand vor der Sitzung schon im Raum und nur wenige Tagesordnungspunkte blieben wirklich übrig. Eine Verschiebung der Sitzung wäre aber den übrigen Themen nicht gerecht geworden. Daher zogen wir durch.

    Gleich zu Beginn der Sitzung wurde es emotional. Nach 15 Jahren in erster und zweiter Reihe der Rostocker Kommunalpolitik legte Andrea Krönert von den Grünen ihr Mandat nieder, um eine Stelle in der Rostocker Stadtverwaltung anzutreten. Wir bedauern diesen Verlust an persönlicher Integrität und Sachverstand außerordentlich. Denn mit Andrea konnte man auch in schwierigen Situationen ein vernünftiges Wort finden und immer nach Lösungen suchen. Andrea ist seit 1.9.2025 Büroleiterin im Büro der Senatorin Dr. Fischer-Gäde. Wir wünschen ihr für ihre neue berufliche Zeit alles Gute und ein stets glückliches Händchen. 

    Inhaltlich befassten wir uns mit der Frage, wie mit dem Infrastruktur-Sondervermögen der Bundesregierung umgegangen werden sollte. Die LINKE regte hier die Entwicklung von Förderkriterien an, die sicherstellen sollen, dass die kommunalen Belange, Bedarfe und Prioritäten bei der Mittelvergabe angemessen berücksichtigt werden. Ferner sollte in Einbindung mit der Rostocker Bürgerschaft und der Rostocker Bevölkerung eine Vorschlagliste zu den Maßnahmen gefunden werden. Auf den ersten Blick wirkt solch ein Vorhaben durchaus unterstützenswert. Gleichwohl muss aber zur Kenntnis genommen werden, dass die Öffentlichkeitsarbeit der LINKEN ganz klar militärische Standortfragen bediente. „Rostock braucht keine Panzerparkplätze, sondern Investitionen in Bildung, Sport, Mobilität und Daseinsvorsorge“ schrieben die LINKEN auf ihren Kanälen. Scheinbar gibt es daher unterschiedliche Ebenen, was der Antrag wirklich bezwecken soll.

    Für die SPD-Fraktion machte Thoralf Sens klar, dass der Antrag inhaltlich veraltet ist. Seit der erstmaligen Einbringung im Mai und Juni wurden auf Bundes- und Landesebene bereits Verfahren in Rahmen von Investitionsgipfeln gefunden, wie die Mittel verteilt und eingesetzt werden sollen. Eine knappe Mehrheit von 23:22 Stimmen folgte dem Vorschlag der LINKEN.

    Weiter ging es mit einem Vorstoß der CDU-Fraktion zur Begrünung des Neuen Marktes. Die CDU. Begrünen. Wir nahmen den Antrag fasziniert zur Kenntnis und unterstützen das Anliegen. Die Idee, den Neuen Markt wieder in eine Oase der Begegnung zu verwandeln, kann man nur gut finden. Und auch die Tiefe der Vorschläge sind sehr zu begrüßen, da sowohl stationäre als auch mobile Optionen in den Blick genommen werden sollen. Nach langer Debatte mit erfrischend redundanten Redebeiträgen wurde der Antrag angenommen. 

    Mit unser aller Lieblingsthema ging es dann weiter: Baustellen. Mit besonderem Blick auf Warnemünde reichten sowohl die CDU als auch die LINKEN Anträge ein, die einen Ausgleich zwischen der Sorge wirtschaftlicher Existenzen und kommunalen Bauens geschaffen werden soll. Die CDU zielte auf einen verbindlichen Saisonzeitraum ab, in dem nicht gebaut werden darf. Die Linke wollte dies flexibler gestalten, um nicht zwingend notwendige Maßnahmen hinten anzustellen. Als SPD-Fraktion sahen wir beide Anträge als wenig zielführend an. Dass die aktuelle Lage der Baustellen in Warnemünde nicht sehr angenehm ist, ist jedem klar. Doch Bauen nur außerhalb der Saison bedeutet, dass das Bauwesen im Frühjahr und späten Herbst erfolgen sollte. Weder Fernwärme, Glasfaser oder andere Großprojekte können in der kalten Jahreszeit in die Erde gebracht werden. Somit geht der Antrag der CDU am Thema vorbei. Der Vorstoß der Linken hingegen bildet eh schon die von Verwaltung genutzte Praxis ab und ist de facto unschädlich. Daher lehnten wir beide Anträge ab, konnten aber mit dem Ergebnis leben. Denn der Antrag der CDU wurde abgelehnt, während die Linke eine knappe Mehrheit von 20:19 fand. 

    Im Bereich der Beschlussvorlagen brachten wir einige wichtige B-Pläne auf den Weg. Zu erst wurde die Vergabe zur Entwicklung zum B-Plan Unimedizin in der Schillingallee angenommen.

    Anschließend widmeten wir uns der Auslegung des B-Pans Groter Pohl. Endlich geht es hier voran! Wichtig zu wissen ist hier: Die Auslegung bedeutet erstmal nur, dass nun die Bürgerinnen und Bürger ihre Hinweise zu dem B-Plan geben können. Es ist noch nichts in Stein gemeißelt und Anregungen können noch Gehör finden. Mit einem Änderungsantrag bemühte sich der Rostocker Bund erneut um einen Bestandsschutz der letzten verbleibenden Kleingartenanlage auf dem Gebiet. Hier muss man klar sagen: Seit über 10 Jahren laufen die Planungen zu dem Gebiet. Dazu mussten auch unangenehme Entscheidungen getroffen werden. Wir wissen um den Konflikt mit den Kleingärtnern und haben hohen Respekt zu ihrer jahrelangen Ausdauer. Aber die Entwicklung und Erschließung gilt es nun im Blick behalten, um das ganze Projekt nicht wieder zu zerfasern. Daher lehnten wir den Änderungsantrag ab und stimmten der Auslegung zu, um weiter arbeiten zu können. Eine große Mehrheit der Bürgerschaft tat dies ebenfalls.

    Kurz danach war Feierabend. Wir bedanken uns fürs Mitlesen

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  • Bericht zum Ortsbeirat Biestow, 16.09.2025

    Bericht zum Ortsbeirat Biestow, 16.09.2025

    Am 16.09.2025 kam der Ortsbeirat Biestow zu seiner bisher längsten Sitzung zusammen: Fast drei Stunden lang ging es um die Belange unseres Stadtteils.

    Im Rahmen der Protokollkontrolle informierte die Ortsbeiratsvorsitzende darüber, dass für die gesponserte Bank endlich ein Standort gefunden werden konnte. Zur Erinnerung: Über das SBZ Südstadt / Biestow konnte ein Spender für die Bank gefunden werden. Leider kann damit aber nicht eine Bank hinter dem Kirchweg ersetzt werden, weil hier das Grünamt die Pflege der Naturflächen behindert sieht. Nach längerem Hin und Her wurde der Vorschlag des Ortsbeirates aufgegriffen: An der Bushaltestelle „Neue Reihe“ soll die Bank errichtet werden. Geklärt werden muss nur noch, ob diese auf festem Untergrund abgestellt werden muss.

    Eine Anfrage aus der Bevölkerung zur Errichtung einer Tischtennisplatte im öffentlichen Raum vor dem Norma vertagte der Ortsbeirat in das nächste Jahr. Denn die Stadtverwaltung schätzt die Kosten zur Errichtung einer solchen Platte auf etwa 10.000€. Ob diese Summe realistisch ist, bezweifel ich. Denn im Jahr 2022 wurde über das Budget des Ortsbeirates Südstadt eine ähnliche Platte für nur 3.000€ realisiert. Ortsbeiratsetat Südstadt – Das haben wir 2022 mit dem Geld gemacht – Dr. Stefan Posselt

    Zusätzlich erreichte uns eine traurige Nachricht: Das lange Jahre aus Biestow in den Rostocker Seniorenbeirat entsandte Mitglied Frau Thomsen ist verstorben. Die Beisetzung war Anfang August. Frau Thomsen war eine tolle Frau, die sehr engagiert und gewissenhaft für ihre Überzeugungen einstand.

    Bevor sich der Ortsbeirat den Hauptthemen des Abends widmete, hatten die Anwohnerinnen und Anwohner die Möglichkeit, ihre Themen anzubringen:

    a) Es wurde die verkehrliche Führung des Biestower Damm angesprochen: Wenn Bus und LKW sich entgegenkommen und auf den Gehweg ausweichen, entstehen Gefährdungssituationen für Fußgänger.

    b) Bei der Wegeführung des Neuen Friedhof am Damerower Weg wurde kritisiert, dass diese nicht Rollatorfähig sind und es Senioren zunehmend schwer fällt, sich sicher auf der Anlage zu bewegen.

    Beide Anliegen wurden aufgenommen und an die zuständigen Ämter weitergegeben. Zu b) müssen wir aber schauen, was realistischerweise passieren kann. Denn das Gebiet gilt als Grün- und Naturfläche, womit die Wege nur bedingt asphaltiert und begradigt werden können.

    Als besonderen Gast konnten wir Herrn Damrath, den Leiter des Polizeihauptreviers in der Ulmenstraße, begrüßen. Dieser stelle die polizeiliche Kriminalstatistik vor und kam zu dem Ergebnis, dass Biestow rostockweit zu den ruhigsten Stadtteilen gehört. Positiv sind hier vor allem die deutlich zurückgehenden Diebstähle und Einbrüche. Jedoch nahm die Zahl der Körperverletzungen von einer im Jahr 2023 auf bereits sieben im Jahr 2024 deutlich zu. Auf meine Frage, wo diese Delikte passieren, erklärte Herr Damrath, dass es sich einerseits um häusliche Gewalt, aber auch um Übergriffe im Rahmen von privaten und öffentlichen Feiern handelt.

    Dies war dann auch die Überleitung zum Hauptgrund des polizeilichen Besuchs: Der Auswertung des Sommerfestes im Bauernhaus Biestow. Leider war es so, dass sich dieses Jahr im Rahmen von sozialen Medien (App: „Feiern in Rostock) eine Klientel mobilisierte, die sich sonst auf dem Doberaner Platz trifft. Dort besteht aktuell aber ein hoher Kontrolldruck durch die Polizei, womit diese ausweicht und überall auf Stadtteilfesten und Dorffesten auftaucht. Oftmals ausdrücklich mit dem Ziel verbunden, Ärger zu machen. Das akute Problem war hier zusätzlich, dass die Polizei keine Kenntnis von dem Fest hatte und daher keine Einsatzkräfte vorhalten konnte. Es wurde inständig darum gebeten, künftige Feiern immer bei der Polizei anzumelden. Das Ende des Festes ist bekannt: Nach einigen Übergriffen gegen Gäste wurde die Polizei gerufen. Für diese war es sehr schwierig, einzelne Gruppen vor Ort zu definieren und Platzverweise zu erteilen. Daher wurde die gesamte Veranstaltung aufgelöst. Im Rahmen der Diskussion im Ortsbeirat wurden viele Probleme an dem Abend angesprochen:

    a) Es wurden offen rechtsextreme Parolen verkündet und der Hitlergruß gezeigt

    b) Es wurde extrem viel Alkohol mitgebracht, viele der „neuen Gäste“ waren Minderjährig und wurden teilweise auch als Einwohner Biestows identifiziert

    c) Zum Zeitpunkt des Abbruchs herrschte eine hohe Aggression und vor allem Frauen wurden offen angefeindet.

    Abschließend muss leider festgestellt werden, dass der Ortsbeirat hier sehr wenig Regelungsmöglichkeiten hat. Konsens war, dass sich solch ein Vorfall nicht mehr wiederholen darf. Aber es war auch großer Wunsch, dass es auch künftig friedliche Dorffeste geben soll.

    Nach diesem sehr schwierigen Thema widmeten wir uns einer Zwischenevaluation der Buslinie 26. Zur Erinnerung: Als Ergänzung zum Nahverkehrsplan wurde die Buslinie im Januar 2026 ausgeweitet. Diese ersetze unter anderem den Rufbus und wurde zur Regellinie ausgebaut. Die Kollegen von der RSAG bezeichneten die Nutzungszahlen vor allem an der Haltestelle Neue Reihe zwar als „Geht so“, sind aber sehr zufrieden mit dem positiven Zuspruch aus der Bevölkerung. Etwa zwei Jahre gibt man der Linie, um sich zu etablieren. Dann wird ein genaueres Fazit gezogen. Bei der Diskussion im Ortsbeirat wurde sehr schnell klar – Es gibt zwei Perspektiven auf die Linie: Einerseits wird der Ausbau der Linie als sehr positiv angesehen. Aber es gibt vor allem Bedenken bzgl. einiger verkehrlicher Engpässe auf der Strecke.

    Dann hatten wir die Sitzung auch bald geschafft. Es wurde nochmal an das gemeinsame Stadtteilfest von Südstadt und Biestow erinnert, welches am 19.09.2025 von 14.00 bis 18.00 Uhr im Kringelgraben stattfindet. Dank unseres Ortsbeiratsmitgliedes Christian Blanck wird es an unserem Stand Möglichkeiten für Fußball und Frisbee geben.


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  • Ortsbeirat Südstadt vom 04.09.2025

    Ortsbeirat Südstadt vom 04.09.2025

    Bauen, Bauen, Bauen oder auch vom schönsten Tag von Bob dem Baumeister

    In der Sitzung des Ortsbeirates wurden mehrere Planungen zur städtebaulichen Entwicklung vorgestellt – Bob wäre entzückt gewesen:

    Zunächst ging es um die Änderung des Flächennutzungsplans im Bereich der Max-Planck-Straße. Die von der Änderung betroffene Fläche umfasst rund 5,6 Hektar, die Gesamtfläche des Areals beträgt um die 10 Hektar. Erstere war bislang als Sondergebiet „Wissenschaft“ vorgesehen und damit für die Weiterentwicklung des Universitätsstandortes ausgewiesen. Mit der nun geplanten Änderung soll die Fläche künftig für den Wohnungsbau genutzt werden.

    Hier möchte ich noch eine kurze Anmerkung machen bevor es um die Bebauungspläne geht: Ein Bebauungsplan legt „nur“ verbindlich fest, wie ein Gebiet bebaut werden soll – etwa welche Gebäudearten, Höhen oder Grünflächen dort vorgesehen sind. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sofort gebaut wird, sondern nur, was dort künftig entstehen könnte.

    Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung war der Bebauungsplan „Wohnen und Studieren am Pulverturm“, der sich aus dem neuen Flächennutzungsplan ergibt. Hier ist die Erhaltung der Kleingartenanlage „An’n schewen Barg“ vorgesehen. Darüber hinaus ist die Bestandssicherung sowie die Erweiterung der Gebäude der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Rostock-Südstadt eingeplant. Für die Wohngebiete orientiert sich die Zahl der Geschosse an der bereits vorhandenen Bebauung. Daneben werden weiterhin Sondergebiete für universitäre Zwecke ausgewiesen. Der bestehende Weg „Beim Pulverturm“ bleibt erhalten. Ergänzend sind umfangreiche Begrünungsmaßnahmen vorgesehen, unter anderem Dachbegrünungen sowie Flächen zur Regenwasserrückhaltung. Auch Spielanlagen für Kinder sind Teil der Planung.

    Darüber hinaus wurde die zweite öffentliche Auslegung des Bebauungsplans „Wohn- und Sondergebiet am Südring“ (Groter Pohl) vorgestellt. Dieses Gebiet umfasst Wohnflächen sowie Flächen für eine schulische Nutzung. Ebenfalls vorgesehen sind Quartiersgaragen, weitere Sonderflächen für die Universität sowie Angebote für die interkulturelle Gärten und die Moschee. Zusätzlich sollen Räume für die Kreativwirtschaft entstehen. Die Planung ist insgesamt verkehrsberuhigt ausgerichtet und sieht eine großzügige Begrünung, Flächen zur Regenwasserrückhaltung sowie die Anlage von Wasserflächen vor. Nach Beschlussfassung durch die Bürgerschaft ist die öffentliche Auslegung für den Spätherbst geplant.

    Zudem wurden uns noch zwei Informationsvorlagen über Bauvorhaben vorgelegt. Zum einen möchte das Klinikum Südstadt Rostock ein neues Bettenhaus mit knapp 4.000 Quadratmetern über 5 Etagen errichten. Zum anderen möchte NORDEX in der Erich-Schlesinger-Straße eine Lagerfläche zur Vorhaltung von fertiggestellten Bauteilen von Windkraftanlagen bauen.

  • Bericht zur Bürgerschaft, 23.07.2025

    Bericht zur Bürgerschaft, 23.07.2025

    Zur letzten Sitzung vor der Sommerpause kam heute die Rostocker Bürgerschaft zusammen und große Themen standen an: Die Abstimmung für eine Olympiabewerbung, der Umgang mit der Rostocker Societät Maritim und der Ankauf Diedrichshägener Land stellten hier zweifellos die thematischen Schwergewichte dar.

    Bevor es los ging, gab es erst einmal eine kleine Umräumaktion, denn der Kampf um gute Positionen beginnt oftmals mit dem Kampf gute Positionierungen: Da das BSW seinen Fraktionsstatus verloren hatte, wurde der Bürgerschaftssaal neu organisiert. Unter anderem wurden in den Fraktionen der SPD, CDU und Linken jeweils ein Stuhl entnommen, weil die Mitglieder im Präsidium sitzen. Im Ergebnis saß ein Fraktionsmitglied isoliert an einem Tisch in der letzten Reihe. Unter dem Amüsement vieler Anwesender trugen wir daher einen anderen Tisch rein und konnten dann fokussiert in die Sitzung starten.

    Nach einigen Neubesetzungen widmete sich die Bürgerschaft der Grundsatzfrage, ob und wie sich unsere Stadt zu den Olympischen Spielen bewerben sollte. „Wir können das und beweisen das mit der Warnemünder Woche jedes Jahr“, betonte der zuständige Senator gleich zu Beginn der Debatte. Unsere Position dazu ist klar sortiert: Wir würden uns sehr freuen, wenn die olympischen Segelwettbewerbe in Warnemünde stattfinden würden. Allerdings ist eine solche Bewerbung mit erheblichen Kosten verbunden, weshalb wir diese im Rahmen eines Bürgerentscheides der auf eine breite Legitimation stellen wollen. Zugleich sollte eine solche Bewerbung des Zeitgeist früherer Anläufe aufgreifen: „Ich bin ein Rostock-Olymp“ hieß es einst, was auch zu einer erheblichen Begeisterung zum Vereinssport geführt hatte. Dies ist ein Ziel, was wir auch diesmal wieder mit der Bewerbung wecken wollen. Die Mehrheit der Rostocker Bürgerschaft lehnte diese direkte Einbeziehung der Bevölkerung ausdrücklich ab. Dies bedauern wir, weil dies eine einmalige Chance verbaut hat. Dennoch stimmten wir der Olympiabewerbung für 2036 bis 2044 zu.

    Auf dem anschließenden Weg durch verschiedene Anträge von AFD tat sich die Gruppe des Rest-BSW mit einem ungewollten Slapstick hervor. Denn wo die AFD inhaltlich schwach unterschiedliche Themen einzubringen versuchte und sich jedesmal eine klare Antwort der zuständigen Senatoren abhole, sprang zu jedem Tagesordnungspunkt dann ein Vertreter des BSW auf und betonte deren vermeidliche Bevölkerungsnähe – Immer wieder mit den gleichen Sätzen, verbunden mit dem Versuch populistischer Positionierung. Gemeinsam mit den anderen demokratischen Fraktionen nahmen wir diesen Faden nicht auf und vertrauten auf die ausführlichen Ausführungen der Senatoren: „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von uns“ sollte und konnte so vermieden werden.

    Gemeinsam mit der CDU-Fraktion brachten wir anschließend den Antrag ein, dass der Rostocker Brandschutzbeirat auch weiterhin einberufen wird. Das Gremium blickt auf eine lange Tätigkeit zurück und konnte eine große Expertise aufbauen. Organisatorisch sind mittlerweile viele Aufgaben im Bürgerserviceausschuss aufgegangen, weshalb die Stadtverwaltung mit einer Verzichtbarkeit des Gremiums argumentiert. Jedoch sind dessen Belange dann oftmals nur ein Tagesordnungspunkt von vielen, womit die Relevanz verloren zu drohen geht. Eine unmittelbare und bessere Einbindung der freiwilligen Feuerwehren und weiterer Blaulichtorganisationen in die städtischen Entscheidungsprozesse ist aber zwingend notwendig. Im Zuge der Diskussion regte der Senators eine inhaltliche Trennung von freiwilliger (im Beirat) und Berufsfeuerwehr (im Ausschuss) an. Mit einer knappen Mehrheit wurde unser Antrag angenommen.

    Lebhaft wurde es nach der Pause beim möglichen Erwerb eines 35 Hektar großen Grundstücks im Seebad Diedrichshagen durch die WIRO. Formales Ziel der Antragssteller war es hier, die Verhandlungen für künftige Verkäufe in den Rahmen städtischer Gremien und der Kontrolle der Rostocker Bürgerschaft zu fassen. Das Grundstück soll dabei in Hände der Rostocker WIRO gelegt werden, um das Grundstück dauerhaft von Spekulationen abzukoppeln. Uns hat diese Argumentation nicht überzeugt. Denn es handelt sich hier um ein Landschaftsschutzgebiet, gegen dessen Bebauung sich bereits über 40.000 Menschen in einer Petition ausgesprochen haben. Ein Gebiet, in dem ein privater Eigner immer wieder eine Bebauung anstrebte. Nachdem dies nun endgültig scheiterte, steht eine Veräußerung im Raum. Sehr leidenschaftlich sprach sich die Fraktion der Grünen gegen die Bebauung aus: Wohnen im Luxus und Wochenendhäuser werden sehr viel wahrscheinlicher kommen, als dass dort sozial verträglicher Wohnraum entstehen könnte. Für die SPD-Fraktion machte Anke Knitter dann sehr deutlich: „Ich stehe hier nicht das Erste Mal zu dem Thema am Mikro. Die dauerhaften Initiativen zur Umwidmung sind hier nur als Eines zu sehen: Eine Zermürbungstaktik, um irgendwann eine Mehrheit für die Bebauung zu schaffen“. All jene Initiativen wurden bisher mit großer Mehrheit abgelehnt, nun ging es also auf ein Neues: Eine interessante Konstellation aus CDU, FDP und Linken bemühte sich nun um Vorantreiben des Verkaufsvorhabens. Angesichts dieser offensichtlichen Orientierung auf die Interessen der Inhaber beantragte die Grüne Fraktion eine namentliche Abstimmung, So müsse sich jeder persönlich ehrlich machen, wer dieser Taktik folgen will. Nach einer extrem langen Diskussion betonte Anne Mucha für unsere Fraktion nochmal sehr deutlich: „Wir sind nicht per se gegen die Erschließung in Form von Einfamilienhäusern – Wir haben nur eine andere Priorität: Unsere liegt beispielsweise bei der Errichtung von bezahlbaren Wohnraum“. Wichtig sei hier, dass endlich die Innenentwicklung der Hansestadt vor einer Außenentwicklung erfolgt: In den Groten Pohl und das Werftdreieck sollten die Kapazitäten fließen, statt sich hier weitere Projekt aufzuladen. In einer namentlichen Abstimmung wurde das Vorhaben mit 25:21 Stimmen angenommen.

    Anschließend ging es ohne Pause weiter zum nächsten Hammerthema: Ausgehend von einem sehr kritischen Bauzustandsgutachten zur Societät Maritim musste sich die Bürgerschaft zu der Frage ehrlich machen, wie es mit dem Gebäude und den dort ansässigen Trägern weitergehen soll. Viele Anträge und Änderungsanträge befassten sich mit der Problematik mit unterschiedlichen Zeitpunkten zur Einreichung und Wissensständen. Selten war die Ordnung der Beschlussreihenfolge so kompliziert wie hier. Unsere Position ist hier klar: Aus Respekt vor der jahrhundertelangen Tradition des Gebäudes steht ein Abriss außer Frage. Vielmehr muss ein schlüssiges Nutzungskonzept her, an dem sich die Grundinstandsetzung des Gebäudes orientiert. Für die SPD-Fraktion sortierte Kira Ludwig die Datenlage: Bereits 2009 gab es einen Beschluss zur Sanierung des Gebäudes, der 2018 auf Initiative des Rostocker Kulturausschusses erneuert wurde. „Wir wollen eine neue Nutzung in Verbindung mit dem Rosengarten und haben den Mut, die Aufgabe der Societät mit den Angeboten des Kulturhistorischen Museums im IGA-Park zu denken“. Insgesamt meldeten sich weniger Bürgerschaftsmitglieder zu Wort, als erwartet. Aber einhellige Auffassung war hier, dass das Gebäude gerettet werden müsste. Die Abstimmung verlief angesichts der Komplexität leicht chaotisch, folgte aber mehrheitlich den Initiativen des KOE und des Finanzausschusses.

    Nach Diskussionen zur dauerhaften Unterbringung von Rettungsschwimmern und der Forderung nach einem einheitlichen Marketingkonzept widmeten wir uns einer ganzen Reihe an Beschlussvorlagen: Unter anderem ging es um die Wiedereinrichtung des Kleingartenbeirates und der Zustimmung zum Hochhauskompass. Der erwartbare Hammer kam dann ganz am Ende: Die Oberbürgermeisterin informierte öffentlich über nun aktivierte Haushaltssperre, womit vor allem im Bereich der Freiwilligen Ausgaben keine zusätzlichen Projekte o.ä. mehr möglich seien. In einem ersten Schritt bemüht sich die Verwaltung um Einsparungen im laufenden Geschäft in Höhe von 12 Mio. €. Wenn dies nicht ausreicht, werden sicherlich auch nochmal Kürzungen auf den Tisch kommen.

    Weit nach 22 Uhr war dann Feierabend. Wir wünschen einen schönen Sommer!


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