Was gibt es Neues zum Groten Pohl?
Seid gewarnt. Dies wird ein langer Post und ist dennoch schon stark reduziert 😉
Seit einer Ewigkeit wird die Entwicklung des Groten Pohl diskutiert. Schon vor Jahren kündigte die Stadtverwaltung den drauf befindlichen Kleingärtnern den Pachtvertrag und die Parzellen stehen weitestgehend leer. In der Konsequenz hält die Natur auf den 20 Hektar wieder ihren Einzug und eine neue gesellschaftliche Kultur entsteht. Für einige Zeit jedenfalls. Denn einigen konservativen Unkenrufen zum Trotz, hat die Verwaltung fleißig weitergearbeitet und auf der Februar-Sitzung des Ortsbeirates Südstadt einen Zwischenstand vorgestellt. Im Kern ging es nun um eine Mehrfachbeauftragung im Rahmen einer Entwicklung des Bebauungsplans – Das heißt: Drei verschiedene Architektenbüros wurden beauftragt, ihre Vision für den Groten Pohl vorzustellen. Der Siegerentwurf sollte dann zur Grundlage für die Entwicklung des Bebauungsplans werden. Grund genug, euch die drei Entwürfe kurz vorzustellen.
Der ausdrücklichen Bitte des Ortsbeirates, dass dies in einer gesonderten Einwohnerveranstaltung erfolgen sollte, wurde durch die Stadtverwaltung leider nicht gefolgt. Als Begründung wurde auf die aus der Pandemie resultierende Gefährdungslage verwiesen. Immerhin: Auf meine Bitte wurde die Präsentation in die öffentliche Niederschrift der Sitzung eingefügt. Dies versetzt mich in die Lage, euch die Ergebnisse der Mehrfachbeauftragung zumindest kurz vorzustellen. Damit sehe ich die Stadtverwaltung aber nicht davon entbunden, eine öffentliche Informationsveranstaltung zu organisieren und die Ergebnisse nochmal in der gebotenen Ausführlichkeit darzustellen. Sämtliche Bilder habe ich aus der öffentlich einsehbaren Präsentation entnommen.
Für alle Architektenbüros galten die gleichen Grundlagen:
- Es sollten 650 bis 700 Wohneinheiten in den Planungen berücksichtigt werden,
- Es sind ausdrücklich Flächen für den Gemeinbedarf vorgesehen, damit der „neue“ Grote Pohl nicht zum Schlafviertel wird,
- Der Radschnellweg solle zwingend in allen drei Entwürfen vorgesehen werden,
- Es soll mindestens eine Quartiersgarage geben, um den Bereich möglichst Autoarm zu halten,
- Im nordwestlichen Bereich (die lila Einfärbung) sind eine Kita und Schule vorgesehen,
- Im Zentrum (die Einfärbung in hellem Orange) soll eine Wohnbebauung kommen,
- Der Außenbogen zum Südring hin (das umgedrehte „L“ in dunklem Orange) sieht Gewerbe vor.
Parallel zu den Planungen läuft eine Untersuchung der Verkehrsströme. Nach aktuellen Planungen liegen die Schnittstellen für den Verkehr noch alle an der Erich-Schlesinger-Straße. Denkbar ist aber auch eine Zufahrt an der Kreuzung des Südrings auf Höhe der Stadthalle.
Dieser stammt aus dem Architektenbüro „haascookzemmrich“ aus Stuttgart. Er legt den Fokus auf sehr kleinteilige Wohnhäuser im Zentrum und einen zentralen Stadtteilplatz, an dem sich vier größere Wohneinheiten orientieren. Dieser Entwurf gilt nun als Grundlage für die weiteren Planungen der Verwaltung.
Bei dem Entwurf wurden vor allem die öffentlichen Räume gelobt, welche die Möglichkeit für eine offene Nachbarschaft bieten: Im Zentrum stehen somit die Lebensqualität und die Nutzbarkeit vielfältiger öffentlicher Räume. Mit anderen Worten: Kein anonymes Sitzen vorm Fernseher, sondern jederzeit die Möglichkeit, mit den Nachbarn etwas zu unternehmen.
Ein zusätzlicher großer Pluspunkt war das gute Wassermanagement. Denn bei Starkregen sind schon jetzt die Rostocker Abflussrohre stark belastet. Es müssen für den Groten Pohl also Ideen her, die möglichst viel Regenwasser aufhalten und später in die Kanalisation geben.
Die weiteren Entwürfe:
Das Büro TRANSFORM aus Aarhus sah einem dem Klingelgraben ähnlichen Park im Zentrum samt Wasserführung vor. Dies mag auf den ersten Blick sehr gut wirken, spiegelt aber nicht die Wasserverhältnisse in der Region dar. Die Verwaltung hatte erhebliche Sorgen, dass der geplante See austrocknen würde. Auffällig sind die großen Höhen an den Endpunkten des Gebietes, die sich an den gegenüberliegenden Hochhäusern orientierten. Bunte Fassaden, zwei Parkgaragen (die Gebäude mit der Dachbegrünung) im Quartier und Sportplätze auf den Dächern würden zwar einen modernen Stadtteil ermöglichen, doch wirkte der Entwurf sehr mächtig. Positiv wurde der Übergang zum Lindenpark bewertet.
Aus Rostock beteiligte sich auch ein Büro: Dessen Entwurf ist mit sehr langen Gebäudekanten deutlich homogener – vielleicht sogar eintöniger. Die Verwaltung kritisierte hier die unklare Verkehrsstruktur und die Überplanung des Kauflandparkplatzes. Positiv wurde aber die neue Brücke in Richtung Stadthalle aufgenommen.
Wie geht es nun weiter?
Bis zum Ende diesen Jahres 2021 hat die Verwaltung Zeit, die Vorschläge des Siegers in den Entwurf eines neuen Bebauungsplans einzuarbeiten. Anschließend wird dieser öffentlich ausgelegt und alle Bürgerinnen und Bürger haben die Gelegenheit, Einsicht zu nehmen und Hinweise zu geben. Spätestens dann werden wir also wieder über die Konzeption zur Entwicklung des Groten Pohls sprechen.
Und auch wenn noch einige Zeit vergehen wird, bis die ersten Bagger rollen, beginnen nun schon die Vorbereitungsmaßnahmen: Mit der Vollsperrung in der Erich-Schlesinger-Straße auf Höhe des Zwischenbaus und den damit verbundenen Baumaßnahmen werden die Leitungen für Strom, Wasser und Abwasser schon jetzt neu geordnet. Genau hier soll es später dann auch losgehen: Ausgehend von der Erich-Schlesinger-Straße wird der spätere B-Plan dann nach und nach in Richtung Norden umgesetzt: Kita, Wohnen und Schule werden als Erstes entstehen, Gewerbe zum Schluss.
Es geht also voran und ich hoffe sehr, dass wir zeitnahe eine breiter aufgestellte Informationsveranstaltung sehen werden. Diese muss aber die Verwaltung organisieren. Sobald es etwas Neues gibt, informiere ich euch gern.
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