Kesselborn – New Yorker Flair in der Hansestadt
Ortsbeirat Südstadt. 06.03.2025
Die Pläne zur Bebauung des Kesselborns gleich neben der Südseite des Hauptbahnhofes sind ambitioniert. Dennoch wollen die OSPA und die Investoren hoch hinaus.
Am 6. März wurde der Ortsbeirat Südstadt über das Bauvorhaben ausführlich informiert. Wie heißt es doch so schön: Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst zur guten: Wenn es nach den Wünschen eben dieser Bauherren geht, dann hält bald ein wenig New Yorker Charme Einzug in der Südstadt. Die Stadt, die niemals schläft ist in der ganzen Welt für ihre Wolkenkratzer bekannt, dazu zählen ikonische Gebäude wie das Empire State Building, das Chrysler Building oder der Central Park Tower. So wie in New York sollen auch beim zukünftigen Kesselborn eigentlich Hochhäuser das Markenzeichen darstellen. Natürlich beschränken sich die Pläne nicht nur darauf. Vielmehr sollen auch ein großes Parkhaus und ein multifunktionales Gebäude entstehen.
Parkhäuser sind allgemeinhin ja nicht gerade für ihre Schönheit bekannt. Normalerweise sind sie eher farblos, trist oder öde, als dass sie die Stadt in irgendeiner Weise verschönern würden. Um genau das zu vermeiden, hat man sich folgendes überlegt: Die Fassade des Parkhauses besteht hauptsächlich aus Aluminiumlamellen. Auf diese werden zwei Bilder angebracht und je nachdem aus welchem Blickwinkel man das Gebäude betrachtet, sind entweder ein Sportmotiv oder Warnemünde zu sehen. Hinzu kommt eine großflächige Fassadenbegrünung. Die obligatorischen Werbeflächen aus Gewebe dürfen natürlich nicht fehlen. Das Parkhaus umfasst laut Planung rund 650 PKW-Stellplätze. Davon sind ca. 400 Parkplätze mit E-Ladesäulen ausgestattet und 20 sind Behindertenparkplätze.
Nun zum anderen Teil er Planung: dem Multifunktionsgebäude. Dieses wird bautechnisch direkt ans Parkhaus angeschlossen und bietet einem bunten Potpourri an Verwendungszwecken Platz. Es soll eine Gewerbefläche zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise für eine Bäckerei. Hinzu kommt Platz für eine Kindertagesstätte und fünf Wohnungen – darunter 2-4 Raum-Wohnungen. Der größte Flächenanteil geht für Büroflächen drauf. In die Fassade des Hauses werden Solaranlagen integriert und es erhält ebenfalls eine umfangreiche Fassadenbegrünung sowie ein Gründach. Die Energieversorgung wird weitestgehend autark gestaltet und um Regenwasserauffanganlagen mit einem Fassungsvolumen von 580 Kubikmetern ergänzt, wo das Wasser gespeichert werden soll und nach Aufbereitung den Gebäuden zur Verfügung gestellt wird.
Kommen wir nun zur schlechten: Diese Pläne unterscheiden sich doch teilweise von dem, was zwischen der Stadt und der OSPA anfangs besprochen wurde. Das Gelände wurde der OSPA nämlich eigentlich unter der Bedingung zur Verfügung gestellt, dass dort eine neue Sport- und Eventhalle mit 3000 Sitzplätzen gebaut wird. Die wurde allerdings gestrichen. Stattdessen gibt’s eine Sporthalle mit drei Hallen. Auch ansonsten entwickelt sich nicht alles wie geplant: Das Schicksal von einem der Hochhäuser hängt momentan am seidenen Faden, da sich der ursprüngliche Investor Sixt vom Plan distanziert hat. Alternativen? Bisher nicht wirklich absehbar. Auch die Hauptgeschäftsstelle der OSPA soll nicht mehr ins Hochhaus einziehen. Was dafür dort einziehen soll? Eher unklar
Man muss dementsprechend festhalten, dass Kontinuität kein Wort ist, mit dem man die Entwicklung dieser Pläne bezeichnen kann. Selbst ein Kartenhaus inmitten eines Erdbebens ist stabiler. Dabei wird das potenzial der Fläche aus städtebaulicher Sicht nicht mal bis zum Ende ausgeschöpft. Ob sich dieser Deal am Ende für beide Seiten von Vorteil erweist, wird man sehen. Feststeht: Es gab schon bessere und schlechtere Deals.
Die Pläne bleiben trotzdem ambitioniert und wie sich die Lage weiterentwickelt, muss die Zeit zeigen. Hoffentlich wollten die Bauherren nicht zu hoch hinaus, sonst stürzen sie wie Ikarus vom Himmel. Und mit ihnen die Träume vom kleinen Stück New York in Rostock.